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Deutschlands unfreiwilliger Hidden Krypto-Champion will nicht mehr

Hetzner, ein Unternehmen aus einem mittelfränkischen Örtchen, ist vermutlich der wichtigste Krypto-Akteur in Deutschland. Doch eigentlich wollte der Dienstleister das niemals sein. Das unterstreicht er jetzt noch einmal.

Den meisten ist es nicht bewusst, aber Deutschland ist ein zentraler Standort für Kryptowährungen. Beziehungsweise für Blockchains.

Es gibt hier nicht unbedingt viele Börsen oder Wallets und so. Finanzdienstleistungen sind eben nicht unbedingt die Stärke der deutschen Volkswirtschaft. Aber bei der Technik trumpft sie auf. Ein relativ großer Teil der Infrastruktur zahlreicher Blockchains, nämlich die Nodes, liegt auf deutschen Servern.

Deutsche Server meint vor allem Hetzner. Das ist der größte Anbieter von Servern hierzulande, quasi das deutsche AWS. Der Firmensitz ist, und auch das ist typisch deutsch, in einem mittelfränkischen Nest, in Gunzenhausen. Nodes mit Aussicht quasi.

Wenn ihr einen Ort sucht, wo „Krypto in Europa wohnt“, dann findet ihr ihn in diesem 17.000-Einwohner-Ort im Naherholungsgebiet Altmühlsee.

15 Prozent aller Ethereum-Nodes sind bei Hetzner, 36 Prozent aller Solana Validatoren, 12 Prozent aller Avalanche Validatoren, und immerhin 7 Prozent aller Bitcoin-Nodes. Das alles in den Datencentern einer deutschen Firma aus Gunzenhausen.

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Anders gesagt: Hetzner ist das Trumpf-Ass im Ärmel des Blockchain-Standorts Deutschland. Oder, besser gesagt: war.

„… dann betrachten wir dies als Verletzung unserer Nutzungsbedingungen.“

Denn das Unternehmen hat vor kurzem mehr als deutlich erklärt, dass es diese Rolle nicht einnehmen möchte. Zumindest lehnt es vehement eine Chance ab, seine Stellung auszubauen.

Vor acht Tagen hat jemand im Reddit-Forum von Hetzner gefragt, ob es erlaubt sei, einen „Crypto Block Chain Node“ auf einem Hetzner-Server laufen zu lassen. Also einen Full Node von Bitcoin, Ethereum und so weiter.

Comment from discussion Hetzner_OL’s comment from discussion “is it allowed to run a crypto block chain node?”.

Der offizielle Account von Hetzner antwortete, es sei nicht erlaubt, ein Produkt von Hetzner „für irgendeine Anwendung zu verwenden, die in Beziehung zum Mining steht, und sei es auch nur entfernt damit verbunden.“ Dies beinhalte Ethereum, Proof of Stake, Proof of Work, damit verbundene Anwendungen und auch das Trading. Es gelte für alle Produkte von Hetzner.

„Selbst wenn du nur einen einzelnen Node betreibst, betrachten wir es als Verletzung unserer Nutzungsbedingungen.“ Man sei sich bewusst, dass viele Ethereum-User gegenwärtig bei Hetzner seien, und man diskutiere intern, wie man damit am besten umgehe.

Einige Tage später antwortete der offizielle Hetzner-Account auf Twitter auf einen Tweet und erklärte, Kunden, die Ethereum benutzten, sollten den Kommentar auf Reddit lesen.

I know this is off topic, but if there are Hetzner customers who are using Ethereum, they should please read this: https://t.co/Lhlv3KAtUZ –Katie

— Hetzner (@Hetzner_Online) August 26, 2022

Zwei Rätsel

In den Nutzungsbedingungen von Hetzner findet man einige Bestimmungen zu „Crypto“. An zwei Stellen erwähnt das Unternehmen, dass „der Betrieb von Anwendungen für das Mining von Kryptowährungen nicht erlaubt sei.“ Dies umfasse „Mining, Farming und Plotting“ von Kryptowährungen.

Was genau Plotting meint, ist ein kniffeliges Rätsel. Das Aufsetzen einer Kryptowährung? Oder den Handel?

Ein anderes Rätsel ist, weshalb. Warum erlaubt Hetzner das nicht? Der große Konkurrent AWS erlaubt all das und macht ein hübsches Geschäft damit. Gibt es eine spezielle deutsche Bestimmung? Hat Hetzner schlechte Erfahrungen mit Minern und Stakern gemacht?

Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Miner dazumals, als sich GPU- oder CPU-Mining noch lohnte, Hetzner ausnutzten, indem sie mehr Stromkosten verursachten, als die Server kosteten, während sie diese unter der Dauerlast grillten. Ebenfalls vorstellbar wäre, dass Hetzner auf ein grünes Image achtet, und gerade derzeit, bei explodierenden Strompreisen, penibel vermeidet, zuviel Strom zu verbrauchen. Aber was hat das alles mit Staking zu tun?

Ist es ein Irrtum – oder eine grundsätzliche, eher politisch-regulatorische Frage?

Der Merge – eine verpasste Chance für Hetzner

Offenbar sind normale Nodes erlaubt, etwa für Bitcoin, Ethereum oder jede andere Kryptowährung. Lediglich das Erzeugen von Kryptowährungen ist verboten.

Da sich Mining auf Hetzner-Servern bisher nicht gelohnt hat – GPU- oder Asic-Farmen sind um ein Vielfaches effizienter – dürfte das Thema bisher eher unter dem Radar gelaufen sein. Lediglich einige Proof of Stake Kryptowährungen, etwa Cardano, Polkadot oder Avalanche, dürften relevant gewesen sein, aber vom Umfang her so gering, dass man sie leicht übersehen kann.

Mit dem Merge von Ethereum wird sich allerdings alles ändern. Die zweitgrößte Kryptowährung wird das Mining abstreifen. Die Validierung der Blöcke und die Erzeugung neuer Token wird dann durch normale Nodes geschehen.

Potenziell jeder Ethereum-Node auf Hetzner wird damit zum Staker. Für Hetzner kann das zum Problem werden, schon allein deswegen, weil es viel schwieriger ist, Staking zu identifizieren als Mining.

Für Hetzner ist das auch in gewisser Wiese eine verpasste Chance. Denn mit dem Merge werden Staking-Nodes wichtiger als je zuvor, was Hetzner die Gelegenheit gäbe, in einen Markt einzusteigen, der derzeit, mit dem Mining, noch vollkommen unzugänglich ist. Anders gesagt hätte Hetzner die Chance, das, was bisher Nvidia-Grafikkarten machen, auf Hetzner-Server umzuleiten.

Dass Hetzner diese Chance nicht nutzt, ist, in gewisser Weise, gar nicht so schlecht. Denn es könnte Ethereum und anderen Kryptowährungen dabei helfen, sich weiter zu dezentralisieren. Es ist immer gut, wenn große Mittelsmänner aus der Gleichung herausfallen.

   

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